Onlinedruckereien oder Individualdruck?

Seit einigen Jahren haben sich sogenannte Onlinedruckereien im Markt etabliert, die sich dank günstiger Preise und unkomplizierter Abwicklung von Druckaufträgen großer Beliebtheit erfreuen.
Doch bekanntlich hat jede Medaille ihre zwei Seiten, und fachfremde sind sich oft nicht im klaren darüber was »Onlinedruckerei« eigentlich genau bedeutet, welche Vor- und Nachteile es gibt, und wo Stärken und Schwächen liegen. Daher will ich im folgenden Artikel aufklären, mit einigen Vorurteilen aufräumen und so laientauglich wie möglich erklären wann Onlinedruckereien Sinn machen und wann der Individualdruck seine Stärken ausspielt und die sinnvollere Option darstellt.

Was ist eigentlich eine Onlinedruckerei?

printmaster_gtoDer Begriff Onlinedruckerei ist recht schwammig. Zunächst einmal sind auch Druckereien die Druckaufträge online abwickeln normale Druckereien. Sie setzen nur teils vollständig, teils zusätzlich auf den Vertriebskanal Internet. Im allgemeinen bezeichnet man als Online-Druckereien jene die hauptsächlich Standardprodukte im sogenannten Sammeldruck anbieten. Wie zum Beispiel Flyer unterschiedlicher Formate und Grammaturen, Folder, Aufkleber etc. auf Standardpapieren im Vierfarbdruck.

Standards im Sammeldruck – sinnvoll und empfehlenswert

Woher kommen nun die teils extremen Preisunterschiede zwischen dem Druck solcher Standardprodukte im Offsetdruck bei der Onlinedruckerei im Vergleich zur »Hausdruckerei« um die Ecke? Das Geheimnis ist keines, sondern liegt zum einen in der Standardtisierung der angebotenen Produkte und den damit sehr effizienten Arbeitsabläufen, und zum anderen im Prinzip »Sammeldruck« begründet.

Der dem Sammeldruck zugrundeliegende Gedanke ist ein sehr einfacher und sinnvoller. Im Offsetdruck machen die sogenannten »Grundkosten« für die Herstellung der Druckplatten, Maschineneinrichtung etc. bei üblichen Auflagen um 1.000 Bögen den größten Anteil der Kosten aus. Im Individualdruck werden diese Kosten dem einzelnen Auftraggeber in Rechnung gestellt. Im Sammeldruck, bei dem auf jedem Druckbogen von beispielsweise 50x70cm jeder Millimeter Platz ausgenutzt wird und sich verschiedene Auftraggeber sozusagen die Maschine teilen, werden die Grundkosten auf die Auftraggeber aufgeteilt. Die Stückkosten sinken erheblich.
Im Grunde eine Art Fahrgemeinschaft durch die Druckmaschine.

Somit ist klar, daß die günstigen Preise kein Hexenwerk sind, sondern einer intelligenten Kalkulation und einem effizienten Arbeitsablauf geschuldet sind.

Vorurteile gegenüber Online-Druckereien

Druckfehler durch falsche Datenaufbereitung

Nicht selten wird Onlinedruckereien unterstellt qualitativ minderwertig zu produzieren. Sicher mag es Fälle geben in denen dies zutrifft. Beispielsweise wenn aus einer intelligenten Kalkulation eine zu knappe wird, und die Druckerei »pfuschen« muß um am Ende dennoch Gewinne zu erwirtschaften. Nicht selten jedoch verfügen Onlinedruckereien über modernste Maschinenparks die hervorragend gewartet sind, und denen der Druckerei um die Ecke nicht nachstehen sondern weit voraus sind.

Qualitätsprobleme liegen oft in mangelnder Fachkenntnis und falscher Erwartungshaltung der Auftraggeber begründet. So verführt die einfache Abwicklung »Produkt wählen, Upload, Abschicken, auf das Paket warten« oft auch Laien zur Nutzung der Anbieter. Doch Offsetdruck hat seine Tücken und Stolperfallen, und der unkundige erstellt schnell Druckdaten die an diesen Hürden scheitern. Dann kommt es zu massiven Farbverfälschungen, unschönen Rastereffekten, Moirebildung und dergleichen. Da das ganze am Bildschirm aber einwandfrei aussah ist man sich keiner Schuld bewusst, und schiebt sie dem Dienstleister zu.

Meist bieten die Anbieter einen – kostenpflichtigen – Datencheck an, in dem Probleme vorab festgestellt werden können. Diese Möglichkeit sollte man als Laie nutzen, oder aber gleich seine Drucksachen von einem professionellen Dienstleister, wenn nicht erstellen, so doch zumindest druckfertig machen lassen.

Also spricht alles für Onlinedruckereien?

Lakepaper Whisper Feinstpapier/Karton

Nein, eben nicht. Denn Druck bietet mehr Möglichkeiten als 4 Farben auf ein Bilderdruckpapier zu rastern, und dann auf Standardformate zu schneiden und zu falzen. Ausschliesslich derartige Standardprodukte unters Volk zu bringen, bedeutet einen wichtigen Vorteil des Mediums Print außer acht zu lassen.

Denn Drucksachen können durch besondere haptische Eigenschaften, Veredelungen wie Prägen, Stanzen, partielle Lackierungen etc. zusätzliche sinnliche Erfahrungen bieten. So kann eine Botschaft verstärkt, eine Eigenschaft hervorgehoben und ein bleibender Eindruck hinterlassen werden.

Statt nur visuell zu kommunizieren kann eine Botschaft beispielsweise auch gefühlt (Materialwahl), gerochen (Duftlack) und gehört (Klangeigenschaften des Materials) werden. Die Textur eines Feinstpapiers zu spüren, das Relief einer Stahlstichprägung ertasten können, den harten Klang eines hochwertigen Kartons zu hören, das sind besondere Eindrücke und unschätzbare Vorteile und Stärken des Mediums Print.

Bei kostenoptimierten Standardprodukten wie man sie von Onlinedruckereien erhält, kommen diese Vorteile nicht zum tragen.

Eine gesunde Mischung aus Online- und Individualdruck

Wie so oft im Leben gilt also auch dann wenn es ums drucken geht: die Mischung machts. Für Massendrucksachen wie beispielsweise Flyer für die Verteilung in der Fußgängerzone, Infofolder und ähnliches sind Onlinedruckereien eine sinnvolle und oft konkurrenzlos günstige Alternative.

Bei anderen Drucksachen, wie zum Beispiel der Visitenkarte, der Imagebroschüre oder ähnlichem sollte der Individualdruck zum Einsatz kommen. Denn er ermöglicht eine Erweiterung der Kommunikation, ermöglicht es mehr Sinne anzusprechen. Indem zum Beispiel die Solidität ihres Unternehmens nicht nur im Logo, sondern auch dem gewählten Karton zum Ausdruck kommt. Oder das Material der Imagebroschüre eine Verbindung zu Ihrer Geschäftstätigkeit herstellt.

Die Kosten mögen höher sein, aber ihre Außendarstellung sollte nicht nur nach Kostenaspekten optimiert werden.

Weblinks: